SPD Roßwein enthüllt neue Gedenkplakette
Ende April wurde in Roßwein der erneuerte Gedenkstein für August Bebel eingeweiht. Dieser war vor über zwei Jahren von Unbekannten mit Farbe verunstaltet worden und wurde im Auftrag des SPD Ortsvereins Roßwein durch den ortsansässigen Steinmetz Philipp Oßwald erneuert.
„August Bebel war nicht nur einer der bedeutendsten Sozialdemokraten, sondern auch ein Anwalt der Arbeiter. Er ist Mitbegründer der Arbeiterbewegung und der SPD. An sein Wirken und seinen Auftritt in Roßwein wollen wir mit der Erneuerung des Gedenksteins erinnern. Seine politischen Überzeugungen sind für mich weiter aktuell“, so Henning Homann, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag und Vorsitzender der SPD Roßwein.
August Bebel sprach im August 1866 im kleinen Saal der Gaststätte „Goldene Höhe“, in deren oberen Räumlichkeiten er auch vorübergehend wohnte. Da August Bebel eine Unterkunft und Sprecherlaubnis durch die Stadtoberen in Roßwein verweigert wurde, sprach Bebel etwas außerhalb der Stadt im überfüllten Saal zu den Roßweiner Arbeitern. Der größte Teil der Arbeiter stand auf dem Hof, im Garten und sogar auf den Zufahrtswegen. Die im Inneren des Gebäudes Anwesenden gaben verschiedene wichtige Wortpassagen nach draußen weiter.
Die Freiberger Bundestagsabgeordnete Dr. Simone Raatz ging in ihrer Rede vor allem auf Bebels Engagement für die Gleichstellung von Frauen ein. So war Bebel mit seinem Werk „Die Frau und der Sozialismus“ einer der ersten Politiker, der sich mit dem Ausmaß der Frauenunterdrückung befasste und sich für ein Frauenwahlrecht stark machte.
1866 gründete Bebel zusammen mit Liebknecht die Sächsische Volkspartei und wandte sich damit noch stärker den politischen Anliegen der Arbeiterklasse zu, für welche er sich im gleichen Jahr auch in seiner Rede in Roßwein stark machte. Auch hieran erinnerten die örtlichen Sozialdemokraten. Bebel wurde 1871 Mitglied des Reichstags und war zudem von 1871 bis 1891 Mitglied des Sächsischen Landtags. Obwohl er selbst von staatlicher Verfolgung betroffen war – Bebel und Liebknecht verbrachten zwei Jahre Festungshaft im 35km Luftlinie von Roßwein entfernten Schloß Hubertusburg – wurde Bebel zu Zeiten der Sozialistengesetze und Repression gegen die Arbeiterbewegung zu einer der bedeutendsten und prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie. Er begleitet die Entwicklung der Sächsischen Volkspartei zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, den Zusammenschluss mit Lassalles ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei 1875 und schließlich deren Umbenennung in Sozialdemokratische Partei Deutschlands 1890. Als wahrscheinlich bekanntester sozialdemokratischer Parlamentarier seiner Zeit war Bebel während des Parteiverbots und der Illegalität an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt, schon Jahre bevor er federführend zum Erfurter Programm der SPD von 1891 beitrug und 1892 zu ihrem Vorsitzenden gewählt wurde.